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Historie

Historie des TSV Albertshofen von Gründung im Jahre 1905 bis zum Jahre 2005

 

(Dieser Text stammt von Lorenz Hofmann, geschrieben zur 100-Jahr-Feier im Jahr 2005)

 

Unsere Vereinsgründung im Kaiserreich von Wilhelm II. entwickelte sich in einer Zeit der Veränderungen, in der die Industrialisierung und die sozialen Konflikte eine Umstrukturierung der Gesellschaft und soziale Reformen erzwingt. Eine Zeit, in der die durchschnittliche Lebenserwartung bei nur 40 – 50 Jahren lag und die Regelarbeitszeit der Arbeiter und Tagelöhner 12-14 Stunden bei einer 6-Tagewoche betrug. Die körperliche Ertüchtigung ist als Vereinszweck bei der Eintragung des Vereins angegeben. Die „körperliche Ertüchtigung“ ! , das muss man sich einmal auf der Zunge zergehen lassen, wenn bei der damaligen körperlichen Beanspruchung eines Gärtners oder Fabrikarbeiters nach einem 15-Stundentag, mit großer Begeisterung die abendlichen schweißtreibenden Turnstunden besucht wurden. Und wer hier fehlte musste eine empfindliche Geldstrafe entrichten und riskierte bei Wiederholung den unehrenhaften Rauswurf aus dem Verein.

 

Es ist aber auch eine Zeit gewesen, in der die Kritik an einer Erstarrung des Bildungswesens zu umfassenden Reformen führte und bemerkenswerte ökonomische Entwicklungen Deutschland an die zweite Stelle der Weltwirtschaft hinter den USA brachte. Es war die Zeit der großen Rechtschreibreform, eines Entwicklungsschubs im Gesundheitswesen, wie z. B. die Einführung des Schmerzmittels Aspirin, oder dem Nobelpreis für Medizin an Robert Koch für seine Verdienste um die Tuberkulosebekämpfung.

 

1905 veröffentlichte Albert Einstein seine Relativitätstheorie und es wurden erstmals 2 Mörder aufgrund einer neuen Methode, dem Fingerabdruck verurteilt. Sie merken, viele Themen sind heute immer noch die gleichen wie vor 100 Jahren nur die Namen der Darsteller haben sich geändert.

 

Albertshofen mit seinen 900 Einwohnern, lebte hauptsächlich von 30.000 Obstbäumen und war noch nicht elektrifiziert. Der Gemüseanbau entwickelte sich erst langsam, der Weinbau nahm kontinuierlich ab. Bürgermeister war bis Ende 1905 Johann Kaspar Uhl, sein Nachfolger im Amt war Johann Andreas Töpfer. In Bayern herrschte Prinzregent Luitpold und in den USA wurde mit einer bombastischen Feier Theodor Roosevelt in Washington in seine zweite Amtsperiode als Präsident der Vereinigten Staaten eingeführt. Als Ortsgeistlicher wirkte hier der bekannte Dichterpfarrer Friedrich Hiller und Pius der X. war Papst in Rom.

 

In Köln wurde Union 92 Berlin Deutscher Fußballmeister mit einem 2:0 gegen den Karlsruher FV 91 – und – Handball hieß vor 100 Jahren noch Torball.

Der Weltrekord im Speerwerfen lag 1902 bei 50,44 m. Im Marathonlauf 1908 bei 2.55 h. Zu der Zeit einen Walter Gernert, oder einen Georg Will mit seiner 1950 gelaufenen Marathon- Bestzeit und wir hätten 2 Weltrekordler in unseren Reihen.

 

Als Begründer der Turnbewegung gilt Friedrich Ludwig Jahn, gen. Turnvater Jahn, der im offiziellen Namen des Vereins vor dem 2. Weltkrieg Turnverein „Jahn“ Albertshofen fest verankert war. Turnvater Jahn ?, richtig das ist der mit den 4 F, Frisch, Frei, Fröhlich, Fromm. 1811 eröffnete Jahn den ersten Turnplatz auf der Hasenheide in Berlin und fünf Jahre später wurde in Hamburg der erste Turnverein gegründet.

 

Seine Ideen haben, fast 100 Jahre später auch hier in Albertshofen 27 Männer begeistert und zur Gründung unseres Turnvereins bewogen.

 

Bereits 1899 sind erste Bestrebungen zur Vereinsgründung angelaufen. Doch erst 6 Jahre später wurden diese Überlegungen in die Tat umgesetzt. Bei einer Maiandacht auf der Empore in der Kirche haben diese Männer der ersten Stunde die Einberufung der Gründungsversammlung unseres Tunvereins beschlossen. Ich denke (Herr Pfarrer S.) auch wenn die Aufmerksamkeit dieser Männer in dem Moment vielleicht nicht ganz den Vorstellungen ihres Vorgängers entsprochen haben, einen besseren Ort für diese Entscheidung kann es doch wohl kaum geben.

 

Als erster Vorstand des Vereins wurde Friedrich Neubert gewählt.

 

1909 unter der neuen Vereinsführung von Friedrich Schröder erreichte unsere Turnerriege in Segnitz erstmals den 1. Platz.

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1910 übernahm Andreas Reuß die Vereinsführung und 1912 wurde Friedrich Hofmann (Becka-Fritz) 1. Vorstand.

 

Nach dem Kriege 1918, aus dem 26 Turnbrüder nicht mehr heimkehrten, wurde als erster Vorstand Michael Busigel gewählt, der lange Jahre die Riege am Reck von Sieg zu Sieg führte.

 

1921 hielt der Verein eine Tanzmusik ab; die Kapelle spielte von 2 Uhr Nachmittags bis 2 Uhr Nachts und kostete ganze 7 Mark. (Welch herrliche Zeiten). Als 1. Vorstand wurde wieder Friedrich Hofmann gewählt.

 

1922 und 1923 musste man durch die Geldentwertung alle paar Wochen den Beitrag erhöhen. Dieses Problem, den Beitrag aufgrund der galoppierenden Inflation möglichst gerecht festzusetzen hat man ganz einfach und programmatisch gelöst. Als Beitragssatz für jedes weitere Quartal wurde der Preis für je ein Glas Bier festgelegt.

 

Zucht und Ordnung, das waren Begriffe, die vor 80 Jahren noch gelebt wurden, denn 1925 wurden mehrere Mitglieder wegen Fernbleibens von den Turnstunden vom Verein ausgeschlossen. In dieser Zeit wurde die Handballabteilung gegründet und unter ihrem Spielführer Georg Uhl bald weit über die Bezirksgrenzen hinaus gefürchtet.

 

1927 konnte Leo Heilmann (Sternwerts-Leo) die Gaumeisterschaft im 5 KM-Lauf mit 17 Minuten erringen, und die Turnhalle wurde vorübergehend als Kinderbewahranstalt verpachtet.

 

Zur Silberhochzeit des 1. Vorstands Friedrich Hofmann am 26.4.1930 fand zum ersten Mal ein Fackelzug statt. (Also auch hier ein 75-jähriges Jubiläum)

 

1931 wurde eine Schießsportabteilung gegründet und 1933 übernahm Johann Busigel (Sie-Hannes) die Vereinsführung. Durch die befohlene Gleichschaltung im Dritten Reich erlahmte das Vereinsleben immer mehr.

 

Dass aber auch eine Faschingsveranstaltung durchaus ernst genommen werden musste, zeigt uns folgender Vorstandsbeschluss im Protokollbuch von 1936:

Für das Preisgericht bei der Maskenprämierung wurden 6 Mann aufgestellt, die bereits umgehend sofort nach der 1. Tour ihre Zettel abzugeben haben, damit nicht hinterher Vorwürfe von wegen Vetterngeschichten und dergleichen gemacht werden“.

Durch die Olympischen Spiele 1936 in Berlin wurde ein Olympiawart bestimmt, außerdem gab es einen Dietwart im Verein.

 

Im Frühjahr 1939 wurde Christian Uhl mit der Leitung des Vereins betraut. In dieser Zeit konnten durch großzügige Spenden der Gründungsmitglieder die Vereinsschulden getilgt werden.

 

Der 2. Weltkrieg verschonte auch unseren Verein nicht. 36 Turnbrüder kehrten nicht mehr in ihre Heimat zurück. Wir wollen sie zusammen mit den Gefallenen des 1. Weltkrieges nicht vergessen. (Ihre Namen sind an der Gedenktafel aufgeführt).

 

Am 12. Mai 1946 wurde als 1. Vorstand einstimmig Johann Wenkheimer gewählt. Durch die Initiative von Karl Schneider wurde 1947 die Fußballabteilung gegründet und im gleichen Jahr wurde Loni Hinterstein Leiter der neuen Tischtennisabteilung.

 

1947 wurde auch sofort wieder unter der folgenden langjährigen bewährten Regie von Hännes Will Theater gespielt, in dieser trostlosen Zeit eine willkommene Abwechslung.

 

Die 1. Tischtennismannschaft wurde 1950 Meister und stieg in die Kreisklasse auf. Der neue Sportplatze am Ortseingang, konnte 1950 durch Pfarrer Wüst eingeweiht werden.

 

Der geplante Faschingsball im Jahr 1952 musste von Amts wegen, aufgrund der Maul- und Klauenseuche ausfallen. Statt dessen wurde ein Konzert mit Kostümen abgehalten; dass dabei plötzlich getanzt wurde, war natürlich vorher überhaupt nicht geplant.

 

Die 1. Fußballmannschaft wurde 1954 unter der Leitung von Manfred Öfler erstmals Meister der C-Klasse. Die Spieler Hans Kramer, Michael Ziegler, Horst Ehrlich, Manfred Öfler, Jakob Ullrich, Gerd Kriesinger, Josef Wessely, Gottfried Uhl, Karl Emrich, Horst Neeser, Heinrich Knauer, Günther Dürr und Günther Drutschmann waren maßgeblich an diesem Aufstieg beteiligt.

Die Handballer nahmen sich daran ein Beispiel und konnten ebenfalls mit den Spielern: Leo Kahl, Fritz Rauhkamp, Oskar Höhn, Arnold Will, Walter Gernert, Heinz Wagner, Leonhard Schmitt, Hans Will, Erich Gernert, Heinz Neubert, Peter Cieplik, Willi Hagelstein, Ernst Schmitt und Michael Will die Meisterschaft gewinnen.

 

Das 50-jährige Stiftungsfest, verbunden mit dem 37. Gauturnfest wurde 1955 gebührend gefeiert.

 

1957 mussten die Turnstunden unter Oberturnwart Albert Böhm in Großlangheim abgehalten werden, nachdem die Turnhalle in Albertshofen für baufällig erklärt worden war.

 

Der seit der Wiedergründung amtierende 1. Vorsitzende Johann Wenkheimer starb überraschend am 03.12.1958. Daraufhin wurde der bisherige 2. Vorstand Erich Guth zum 1. Vorstand gewählt.

 

1961 konnten die Fußballer die Meisterschaft der B-Klasse erringen und stiegen in die A-Klasse auf. Die Mannschaftsmitglieder waren: Horst Reuther, Gerd Kriesinger, Karl Götz, Rudi Uhl, Ferdinand Kordmann, Hans Uhl, Horst Ehrlich, Günther Drutschmann, Franz Schmid, Georg Döllinger, Heinrich Uhl, Karl und Eugen Emrich, Herbert Gernert, Helmut Tschernach und Horst Neeser.

 

Am 23. Mai 1967 verstarb unser letztes Gründungsmitglied von 1905 „Kaspar Wenkheimer“. Er war ein bekannter Wettkampfturner in seinen Jugendjahren, längere Zeit Zeugwart des Vereins und viele Jahre Beisitzer in der Vorstandschaft.

 

Die Mitgliederzahl explodierte aufgrund der neuen Turnhalle von 230 Mitgliedern 1972 auf 565 Mitglieder in 1973 an. Vor allem von den Frauen und auch den Senioren wurde die neue Halle sehr gut angenommen und die Tischtennisabt. unter der Führung von Albrecht König konnte wiederbelebt werden. Die Jugendturner, mit Jürgen Will an der Spitze errangen beachtliche Erfolge. Bei der Einweihung der Turnhalle hob Bürgermeister Leo Heilmann vor allem den großen Nutzen der Turnhalle für die Gesundheit der Albertshöfer Bevölkerung hervor.

 

 

Nachdem 1973 in Großlangheim beim Spiel ohne Grenzen der 1. Platz erkämpft wurde, konnte unter der Federführung von Paul Weltner 1974 eine bombastische Veranstaltung auf unserem alten Sportplatz durchgeführt werden. Ebenfalls unter Paul Weltner schaffte die Fußballjugend den direkten Durchmarsch über die Sonderklasse in die Bezirksliga. Ich kann mich hier noch sehr gut an die folgenschwere Rückfahrt nach einem Spiel im Ochsenfurter Gau erinnern. Wir Jugendspieler mussten uns nämlich im Getränke-und Alkohollager einer Wirtschaft umziehen; und das ohne jegliche Aufsicht. Ich denke (Paul) nachdem die 30-jährige Verjährung letztes Jahr abgelaufen ist, kann ich das heute ohne weitere Folgen ruhig erzählen.

 

Unter der Leitung von Edwin Spiegel wurde 1975 wieder mit dem Handballspielen begonnen, und Badminton als neue, bis dato relativ unbekannte Sparte unter der Führung von Hans Kramer eingeführt werden.

 

Durch den überraschenden Tod 1977 von unserem Fußballleiter Manfred Öfler und 1979 von unserem Gesellschaftswart Hans Will wurden tiefe Lücken im Verein gerissen.

 

Von der Gemeinde wurde 1974 eine Fläche von 3,3 ha für das heutige Sportgelände durch die Flurbereinigung ausgewiesen. Mit diesem Bau des Sportgeländes, des Sportheimes 1979 bis 1981 und der Bewirtschaftung haben sich unter der bewährten Führung der beiden Vorstände Erich Guth und Heinz Neubert, neben den vielen nicht genannten Helfern in beispiellosem Einsatz der Bauausschussvorsitzende Eitelfritz Pahlke und vor allem der leider viel zu früh verstorbene Manni Hauke mit seiner Gerlinde in hervorragender Weise um den Verein verdient gemacht.

 

1980 durch den Bau der Tennisplätze wurde wiederum eine neue Abteilung aufgebaut. 1. Abt.Ltr. war Roland Michalek. Durch die erst kürzlich erfolgte Renovierung stehen uns heute 3 Top- Plätze zur Verfügung.

 

Im gleichen Jahr machte die Tischtennisabteilung von sich reden. Nachdem bereits 1978, organisiert vom Abt.Ltr. Gerhard Wenkheimer, eine internationale Begegnung gegen Banik Havirov aus der CSSR durchgeführt wurde, war diesmal mit Sparta Prag die beste Tischtennis-Mannschaft Europas mit dem Europameister Milan Orlowski zu Besuch.

 

1987 stellte Paul Weltner als Gründungspräsident den Antrag, den Höpper-Elfer als offizielle Sparte aufzunehmen. Die Veranstaltungen des Höpper-Elfers, vor allem die seit 1986 mit viel Einsatz gestalteten Prunksitzungen sind jedes Jahr ein gesellschaftlicher Höhepunkt im Vereins- und Gemeindeleben.

 

Auch für uns ganz harten Männer bot der TSV eine Betätigung, so sorgte die Eishockey-Mannschaft in den 80er und 90er Jahren für Furore und für so manche allerdings nur kurze ambulanten Krankenhausbesuche.

 

Für unsere kleinste Abteilung war 1991 ein ganz besonderes Jahr. Stellten doch die Leichtathleten mit Walter Gernert den bayerischen Senioren-Meister im Speerwerfen.

 

Weitere sportliche Höhepunkte waren für einige Jahre die zugezogenen Orientierungsläufer, die der Turnabteilung unter Margarethe Hofmann angegliedert waren. Neben internationalen guten Platzierungen bei Europa- und Weltmeisterschaften und Berufungen in die Nationalmannschaft, errang die Staffel 1998 mit Liviu Nikolaus, Andre Böhme und Manfred Scholz den 2. Platz bei den Deutschen Meisterschaften. Ein internationaler Bundesranglistenlauf mit Teilnehmern aus der ganzen BRD, Polen, Schweden, USA und sogar aus Neuseeland wurde bei uns durchgeführt.

 

1993 löste Ludger Richter, Erich Guth nach 34 Jahren als 1. Vorsitzenden ab, der unter stehenden Ovationen verabschiedet wurde, wobei Abschied sicher das falsche Wort ist, steht uns der Erich heute noch als Ehrenvorsitzender mit Sitz und Stimme in der Vorstandschaft mit Rat und Tat jederzeit zur Verfügung. Zusammengenommen sind es heute fast 120 Jahre die unser Ehrenvorstand Erich Guth mit unserem 2. Vorstand Altbürgermeister Heinz Neubert – beide an vorderster Front – zum Wohle des Vereins aktiv tätig sind. Dafür - von dieser Stelle aus – nochmals herzlichen Dank.

 

Bereits 1995 übernahm Roland Kundmüller das Vereinsschiff bis 1999. Von 1999 bis 2003 war unser heutiger Kassier Thomas Schug nach langem Suchen bereit, die Vereinsführung zu übernehmen.

2003 wurde Alfred Sattes in das Ehrenamt des 1. Vorstands gewählt und bekam die Verantwortung, wie alle bisherigen Vereinsvorsitzenden, für die über 800 Kinder, Jugendliche und Erwachsene in unserem Verein. Jugendliche im Sportverein bedeutet, dass sie für ihr weiteres Leben viel erfahren und vermittelt bekommen, das Gewinnen - aber - genau so wichtig das Verlieren, das fair-play, die Solidarität mit anderen Menschen, gleich welcher Nationalität und vor allem das Gemeinschaftsgefühl.

Denn wie heißt es unter Sportlern im fußballverrückten Gelsenkirchen auf die Frage: Wo gehsse hin ? natürlich: „Auf Schalke“. Möge in Albertshofen die Antwort auf diese Frage die nächsten 100 Jahre lauten: "Ich geh zum TSV!

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